In den frühen Morgenstunden des 22. Mai wurde in Fladungen ein Geldautomat gesprengt. Die unbekannten Täter sind weiterhin flüchtig.
Explosion um 03:17 Uhr erschüttert Fladungen
Die Nacht war ruhig in der unterfränkischen Gemeinde, bis um 03:17 Uhr eine heftige Detonation die Anwohner aus dem Schlaf riss. Ziel des Angriffs: Der Geldautomat der VR-Bank Main-Rhön in der Bahnhofstraße 6.
Das Gebäude beherbergt neben der VR-Bank auch eine Sparkassen-Filiale. Doch nur der Automat der VR-Bank wurde attackiert. Die Wucht der Explosion war enorm. Drei Fenster wurden komplett herausgerissen, die Eingangstür vollständig zerstört. Ein Glasstück flog durch die Druckwelle sogar in die gegenüberliegende Hausfassade und blieb dort stecken.
Drei bis vier Täter mit präziser Vorbereitung
Nach Angaben des Bayerischen Landeskriminalamts waren drei bis vier Personen an der Tat beteiligt. Ein Detail fällt auf: Die Täter trugen Stirnlampen. Das deutet auf eine geplante Aktion hin, bei der sie im Dunkeln arbeiten mussten.
Nach der Sprengung flüchteten sie mit einem dunklen Personenkraftwagen in Richtung 98617 Herpf in Thüringen. Bei dem Fluchtfahrzeug soll es sich möglicherweise um einen VW oder Audi gehandelt haben. Eine Polizeistreife in Thüringen sichtete das Fahrzeug kurzzeitig, verlor es dann aber wieder aus den Augen. Die Bankräuber nutzten die hohe Geschwindigkeit und die Landesgrenze zu ihrem Vorteil.
Ermittlungen laufen: BLKA übernimmt den Fall
Noch am Morgen des 22. Mai übernahm das Bayerische Landeskriminalamt die Ermittlungen. Spezialisten aus München reisten nach Unterfranken, um die Spurensicherung durchzuführen.
Besonders wichtig für die Ermittler: Die Analyse des verwendeten Sprengstoffs. Diese Untersuchung findet im Kriminaltechnischen Institut des BLKA in München statt. Die Ergebnisse könnten entscheidende Hinweise auf die Tätergruppe liefern. Nach Informationen unserer Redaktion könnten die Täter sogar Sprengstoff am Tatort zurückgelassen haben – ein möglicherweise folgenschwerer Fehler.
Zeugenaufruf der Polizei
Das BLKA sucht dringend Zeugen, die:
- In der Tatnacht verdächtige Personen oder Fahrzeuge in Fladungen oder Rhön-Grabfeld gesehen haben
- Im Vorfeld der Tat Auffälligkeiten bemerkt haben
- Beobachtungen im Bereich Herpf (Thüringen) gemacht haben
Hinweise nimmt das BLKA unter 089 / 1212 – 0 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.
Erhebliche Schäden, aber keine Verletzten
Zwei Tage nach der Tat wird das Ausmaß der Zerstörung deutlich. Der Sachschaden ist beträchtlich. Neben den zerstörten Fenstern und der demolierten Eingangstür entstanden auch Schäden an der Gebäudefassade. Die Mainpost berichtet von einem Schaden, der „in die Hunderttausende“ Euro gehen dürfte.
Positiv: Bei der Explosion wurde niemand verletzt. Ob die Täter Bargeld erbeuten konnten, war auch am Tag nach der Tat noch unklar. Die Polizei ermittelt noch, wie viel Geld sich zum Tatzeitpunkt im Automaten befand.
VR-Bank reagiert: Filiale bleibt geschlossen
Die VR-Bank Main-Rhön bestätigte den Vorfall und die vorübergehende Schließung der betroffenen Filiale in Fladungen. Für Kunden aus Rhön-Grabfeld wurden Alternativen eingerichtet:
- Geldautomat und Kontoauszugsdrucker in der Filiale Ostheim
- Kostenfreie Bargeldabhebungen an allen Geldautomaten der VR-Bank Main-Rhön
- Kostenfreie Nutzung der Sparkassen-Automaten in Bad Neustadt a. d. Saale
- Beratungen durch Bankberater Manfred Hauck in der Filiale Ostheim
Geldautomatensprengungen in Bayern: Positive Entwicklung mit Schattenseiten
Der Vorfall in Fladungen reiht sich in eine Serie von Automatensprengungen ein. Laut offiziellen Polizeistatistiken zeigen die Zahlen für Bayern jedoch eine ermutigende Entwicklung:
Sprengungen in Bayern – der Trend:
- 2022: 37 Fälle (Negativrekord)
- 2023: 21 Fälle – das entspricht einem Rückgang um 43 Prozent
- 2024: 18 Fälle (bis Oktober)
- 2025: 9 Fälle (bis 22. Mai, inklusive Fladungen)
Im Vergleichszeitraum 2024 gab es bereits 14 Sprengungen. Die aktuelle Zahl bedeutet also einen Rückgang um 36 Prozent – die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen zeigen offenbar Wirkung. Ein Sprecher des BLKA sprach gegenüber der dpa von einer „positiven Entwicklung“.
Deutschlandweite Dimension zeigt ähnlichen Trend
Auf Bundesebene registrierte das Bundeskriminalamt für 2023 insgesamt 461 Geldautomatensprengungen. Das war ein Rückgang um 7,1 Prozent gegenüber dem Rekordjahr 2022 mit 496 Fällen. Die positive Tendenz setzt sich fort, doch die Gefahr bleibt bestehen.
Die durchschnittliche Beute lag 2023 bei 103.000 Euro pro erfolgreicher Tat. Besorgniserregend: Der Anteil von Sprengungen mit festen Explosivstoffen steigt. Diese verursachen deutlich größere Schäden als die früher üblichen Gasexplosionen – wie auch der Fall in Fladungen zeigt.
Wer steckt hinter den Taten?
Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden agieren die Täter häufig in organisierten, international operierenden Banden. Ein signifikanter Anteil der Taten wird Gruppierungen aus den Niederlanden zugeschrieben. Diese Banden arbeiten arbeitsteilig mit Spezialisten für:
- Auskundschaftung potenzieller Ziele in Unterfranken und anderen Regionen
- Professionelle Sprengung
- Schnelle Flucht über Ländergrenzen
Bayern gilt dabei als ein „Fokus der Banden“, wie Ermittler betonen. Die Nähe zu anderen Bundesländern wie Thüringen macht Orte wie Fladungen zu attraktiven Zielen für die Bankräuber.
Sicherheitsmaßnahmen der Banken im Wettrüsten
Die Kreditinstitute in Rhön-Grabfeld und ganz Bayern reagieren mit verschiedenen Schutzmaßnahmen auf die Bedrohung:
- Einfärbesysteme: Spezielle Farbpatronen machen erbeutetes Geld sofort unbrauchbar
- Massivere Automaten: Neue Modelle widerstehen schwächeren Explosionen
- Intelligente Überwachung: Moderne Kamerasysteme mit Bewegungserkennung
- Bargeldmanagement: Reduzierung der Bestände besonders in gefährdeten Filialen
- Aktive Abwehr: Vernebelungsanlagen und ohrenbetäubende Sirenen
Das BLKA führt nach eigenen Angaben regelmäßige Gespräche mit Banken, um Sicherheitskonzepte zu optimieren. Trotzdem bleibt es ein Katz-und-Maus-Spiel: Kaum rüsten die Banken auf, finden kriminelle Gruppen neue Schwachstellen.
Häufig gestellte Fragen zum Vorfall
Wurde bei der Sprengung jemand verletzt?
Nein, es gab keine Verletzten. Die Sprengung erfolgte nachts um 03:17 Uhr, als keine Passanten unterwegs waren.
Wie viel Geld wurde gestohlen?
Das ist noch unklar. Die Polizei ermittelt noch, ob überhaupt Bargeld erbeutet wurde und wie viel sich im Automaten befand.
Wann öffnet die Bankfiliale wieder?
Ein genauer Termin steht noch nicht fest. Die Schäden müssen erst vollständig behoben und der Automat ersetzt werden.
Wie können sich Bürger schützen?
Bürger können helfen, indem sie verdächtige Beobachtungen der Polizei melden. Besonders Personen oder Fahrzeuge, die Bankfilialen in Unterfranken auskundschaften, sollten gemeldet werden.
Warum Fladungen?
Kleine Orte wie Fladungen in Rhön-Grabfeld werden oft als „weiche Ziele“ gesehen: Weniger Polizeipräsenz, gute Fluchtwege und die Nähe zur Landesgrenze machen sie für Täter attraktiv.
Stand der Ermittlungen und Ausblick
Die forensische Untersuchung des Sprengstoffs läuft derzeit im Kriminaltechnischen Institut München. Nach Informationen unserer Redaktion erwarten die Ermittler erste Ergebnisse in den kommenden Tagen. Diese könnten wichtige Erkenntnisse über die Tätergruppe und mögliche Verbindungen zu anderen Sprengungen in Unterfranken liefern.
Die Gemeinde Fladungen muss nun mit den Folgen leben. Die Bankfiliale als wichtiger Teil der lokalen Infrastruktur fehlt vorerst. Doch die eingerichteten Alternativen sichern zumindest die Grundversorgung mit Bankdienstleistungen für die Bürger aus Rhön-Grabfeld.
Der Fall zeigt deutlich: Auch wenn die Fallzahlen in Bayern sinken, bleibt die Bedrohung durch Automatensprenger real. Die professionelle Vorgehensweise der Täter – von der minutiösen Planung bis zur grenzüberschreitenden Flucht – unterstreicht die Dimension dieser Form organisierter Kriminalität.
Wer sich für weitere bedeutende Polizeieinsätze interessiert, findet hier Informationen zum SEK-Einsatz in Übach-Palenberg, bei dem ebenfalls organisierte Kriminalität im Fokus stand.
Die Botschaft der Ermittler ist klar: Jeder Hinweis zählt. Mit der Unterstützung der Bevölkerung steigen die Chancen, die Täter zu fassen. Der gesprengte Geldautomat in Fladungen mahnt uns: Selbst kleine Gemeinden in Unterfranken sind vor organisierter Kriminalität nicht sicher. Die Täter werden dreister, doch Polizei und Banken rüsten nach – ein Sicherheitswettlauf, der noch lange nicht entschieden ist.